Nachhaltigkeit ist für die Klinik Arlesheim eine Herzensangelegenheit, und zwar nicht erst nach der Fertigstellung der neuen Gebäude, sondern auch schon während des Bauprozesses von Klinik und Heilmittellabor. Deshalb investiert sie in ein individuell ausgearbeitetes Energiekonzept, dass den Einflüssen von aussen und den Anforderungen im Innenbereich optimal gerecht wird.
Welche Funktionen erfüllt das Gebäude?
Der Sinn eines Gebäudes ist schnell erklärt: Es schützt uns vor äusseren Einflüssen wie Hitze, Kälte und Feuchtigkeit. Gleichzeitig erschafft es einen Innenraum, der bestimmten Zwecken dient. Im konkreten Fall eines Spitals sind das Behandlungs- und Patient:innenzimmer, Aufenthalts- und Begegnungsräume für die Mitarbeitenden und Besucher:innen, eine Küche, einen Essenssaal sowie Labore und Lagerräume. Die Bauweise eines Gebäudes bestimmt wesentlich, inwiefern es uns vor äusseren Einflüssen schützen kann. Das Ziel der Klinik Arlesheim ist deshalb, mit möglichst wenig Energiezufuhr, minimalem Technikaufwand und einfachen baulichen Massnahmen das beste Ergebnis zu erreichen.
Was ist das eigentlich, ein Energiekonzept?
Ein Energiekonzept besteht aus drei Teilen. Die Architekt:innen planen und bauen so, dass im späteren Betrieb möglichst wenig Energie verbraucht wird. Diese Aufgabe findet bereits im Vorprojekt statt, also in der ersten Phase der Planung. Sie bezieht sich auf eine Vielzahl von Elementen:
- Form und Ausrichtung des Gebäudes
- Grösse, Anordnung und Beschattung der Fenster
- Grösse und Ausrichtung des Daches (Platz für Photovoltaikanlagen)
- Wärmedämmung und Wahl der Baustoffe
Weiterhin gilt es zu untersuchen, wie das Gebäude sinnvoll mit der erforderlichen Energie (Wärme, Kälte, Strom etc.) versorgt werden kann. Das geschieht idealerweise mit fossilfreien und regenerativen Energien. Und schliesslich beschäftigt sich ein Energiekonzept mit der Umwandlung, Speicherung und Verteilung von Energie innerhalb eines Gebäudes, also Heizung, Kühlung, Sanitär, Elektro, Gebäudeautomation usw.
Das Energiekonzept des Neubaus der Klinik Arlesheim
Die österreichische Firma Kuster Energielösungen entwickelte das Energiekonzept und Waldhauser und Hermann aus Münchenstein übernahmen die Umsetzung. Das Energiekonzept der Klinik Arlesheim basiert auf komplexen Berechnungen: Aus Informationen über das verwendete Baumaterial, hier massives Mondholz, und den funktionalen Anforderungen an das Gebäude ergibt sich der Energiebedarf. Wichtige Faktoren hierbei sind:
- Wärmegewinnung
- Wärmeverluste
- Heizwärmebedarf
- Wärmebedarf für Warmwasser
- Energiebedarf des Gebäudes (z.B. Strom für Geräte)
- sommerlicher Wärmeschutz
In einem ersten Schritt berechneten Waldhauser und Hermann die Anforderungen, in einem weiteren Schritt definierten sie die technischen Möglichkeiten der Umsetzung. Das Ergebnis: Photovoltaikanlagen auf dem Dach und Anschlüsse für Erdwärmesonden im Untergeschoss versorgen den Klinikneubau und das Heilmittellabor künftig nachhaltig mit Strom und Wärme.
Energie speichern mit Holz100
«Dank der Holz100-Bauweise halten wir den Energieverbrauch bereits beim Bauen niedrig», so Projektleiter Mehmet Gecici. Was passiert mit überschüssiger Energie? «Die wird mit Hilfe der sogenannten Bauteilaktivierung gespeichert. Da Holz sehr träge reagiert, ist die Speicherkapazität gross. Ausserdem werden wir im Sommer Wärme zurück in den Boden führen, damit wir im Winter via Erdwärmesonde davon profitieren können. Dank solcher Massnahmen rechnen wir beim Heilmittellabor mit einem Auskommen von rund 30 Kilowatt anstatt 78. Das ist eine Ersparnis von mehr als 60 Prozent gegenüber dem aktuellen Verbrauch für Heizung, Warmwasser und Lüftung.» Und natürlich stösst das Baumaterial Holz kein CO2 aus, sondern bindet es sogar.
«Meines Wissens, gibt es kein anderes Spital, das so konsequent auf Nachhaltigkeit ausgerichtet ist»
Philipp Schneider, Präsident Verwaltungsrat, Klinik Arlesheim
Energie und Kosten sparen
«Gemäss Quartierplan bauen wir natürlich nach den entsprechenden Minergie-Anforderungen», so Projektleiter Gecici. Das spare nicht nur Energie, sondern auch Kosten. «Weniger Energieverbrauch gleich weniger Erdwärmesonden und Wärmepumpen im Einsatz». Zwar seien die Kosten von Erdwärmesonden in der Anschaffung etwas höher als beim konventionellen Bau, aber dafür seien die Betriebskosten tiefer.
Ganzheitliche Betrachtung
«Meines Wissens, gibt es kein anderes Spital, das so konsequent auf Nachhaltigkeit ausgerichtet ist», so Verwaltungsratspräsident Philipp Schneider. Die Philosophie der heilenden Architektur durchzieht den Neubau vom Vorprojekt bis zur finalen Nutzung. «Der Mensch im Verhältnis zur Natur – das entspricht nicht nur unserer anthroposophisch-medizinischen Herangehensweise, sondern passt auch zu dieser besonderen Bauweise. Nur eine gesamtheitliche Lösung kann die Energiefrage zufriedenstellend beantworten und unserem Anspruch an ein nachhaltiges Bauen gerecht werden.»