Handarbeit ist Hingabe. Sie bedeutet Liebe zum Detail, Wertschätzung und Kenntnis des Materials, weiterhin Sorgfalt und Präzision während des gesamten Entstehungsprozesses. Das Heilmittellabor der Klinik Arlesheim pflegt diese Hingabe seit über 100 Jahren und stellt in teils aufwändigen und fein abgestimmten Prozessen rund 600 anthroposophische Heilmittel selbst her.
Bisher im Mitarbeiter:innenhaus untergebracht, zieht das Heilmittellabor im Frühjahr 2023 in seine eigenen vier Wände um. Der nachhaltige Vollholzbau ist gleichzeitig ein erster Ausblick auf das neue Spital, das ebenfalls nach der Holz100 Bauweise entsteht. Ein klares Zeichen für die Zukunft: In Arlesheim gehen ärztliche Behandlung, Pflege, Therapie und Heilmittel Hand in Hand.
Gleich nach der Ernte kommen die Heilpflanzen zur Weiterverarbeitung ins Heilmittellabor.
Vom Umgang mit der Natur
Ein nachhaltiger Umgang mit der Natur ist für die Klinik Arlesheim selbstverständlich, eine verantwortungsvolle Produktionsweise unerlässlich. Viele Pflanzen wachsen im klinikeigenen Heilpflanzengarten, andere stammen aus Gärten befreundeter Institutionen. Alle Heilpflanzen werden nach den strengen Regeln des Qualitätslabels Demeter angebaut. Nicht-kultivierbare Pflanzen werden mit Erlaubnis an ausgesuchten Stellen in der Natur gesammelt. Und falls nötig, geht die Ernte-Reise weiter in luftige Alpenhöhen, wo Blauer Eisenhut, Gelber Enzian oder Weisser Germer wachsen. Und sogar aus der Mittelmeerregion, von der Insel Elba, machen sich die Pflanzen auf die Reise nach Arlesheim, darunter etwa die nach Curry riechende Italienische Strohblume oder die herzwirksame Meerzwiebel.
Auch der Honig als Teil der Heilmittel und Pflegeprodukte wird selbst hergestellt.
Produktion und Inhaltsstoffe
Die gesamte Herstellungskette der Heilmittel liegt bei den 13 Mitarbeiter:innen des Heilmittellabors. Sowohl draussen als auch in den Gewächshäusern gelten Demeter-Richtlinien. Nach der Ernte verlesen, reinigen und verarbeiten die Mitarbeiter:innen des Heilmittellabors die Pflanzen, teilweise von Hand, teilweise mit der Schneidemaschine. In Form von Tinkturen lagern die extrahierten Wirkstoffe dann bei Temperaturen zwischen 15 und 25 Grad in einem dunklen Keller bis zur weiteren Verarbeitung. Auch Honig und Propolis, Heilsteine wie Pyrit oder Jaspis und sogar reine Metalle wie Kupfer, Gold und Eisen stehen auf der Zutatenliste.
Qualitätssicherung ist essenziell und findet intern als auch extern statt.
Qualitätssicherung
Um Heilmittel herstellen zu dürfen, sind regelmässige Qualitätsprüfungen und Inspektionen durch die Schweizerischen Zulassungs- und Aufsichtsbehörden für Arzneimittel und Medizinprodukte vorgeschrieben. Darüber hinaus obliegt das Heilmittellabor einer strengen und effizienten Qualitätssicherung. Das hauseigene Kontrolllabor überprüft jeden selbsthergestellten und auch jeden eingekauften Wirkstoff. Erst nach der Freigabe dürfen diese weiterverarbeitet werden. Die fertigen Produkte werden ebenfalls geprüft und freigegeben bevor sie dann auf den Markt kommen.
Impulse geben und Erfahrungen austauschen sind wichtig für die Arbeit im Heilmittellabor.
Lehre und Forschung
Das Heilmittellabor ist facettenreich und neben der Produktion auch ein Ort der Forschung und des Austausches. Als Schnittstelle und Kompetenzzentrum nimmt es Impulse auf, die dann gemeinsam diskutiert werden. Wöchentliche Kurzpräsentationen beschäftigen sich mit Inhaltsstoffen, Wirkung und Hintergründen, sowie Neuentwicklungen und Forschungsupdates. Im regelmässigen Austausch entwickeln oder besprechen Ärzt:innen, die Leitung des Heilmittellabors sowie der Apotheke gemeinsam neue Ideen auf ihre Umsetzbarkeit. Ob nun Patient:in oder Mitarbeiter:in, der Mensch als Ganzes ist und bleibt grundlegend in der integrierenden anthroposophischen Medizin. Im Verständnis der Klinik Arlesheim bedeutet das immer ein umfassendes Zusammenspiel von Körper, Seele und Geist.